Corona – Was es mit mir macht
Ein Virus. Eine Pandemie. Eine surreale Wirklichkeit. Und mehr Zeit. Endlich mehr Zeit. Mehr Zeit für mich. Mehr Zeit für Verwirklichung. Mehr Zeit für Kunst. So lange schon möchte ich meiner schlummernden Kunst mehr Zeit widmen. Neues ausprobieren. Und schreiben. Was wollte ich alles schreiben und schon geschrieben haben. Die Zeit dafür habe ich jetzt, dank Kurzarbeit. Aber es geht nicht. Ich kann nicht. Mein Kopf ist wie leergefegt. Meine Kreativität verloren in der Leere. Es fehlt etwas Entscheidendes: die Unbeschwertheit, die Leichtigkeit des Seins. Corona und ich – was es mit mir macht. Meine Gedanken dazu…
Schockstarre
Zu Beginn der Corona-Pandemie verfolgte ich wie gebannt die Entwicklung der Fallzahlen. Ich habe alles gelesen, was mir die Situation einigermaßen erklären konnte. Was ist zu tun? Was kann bzw. muss jeder einzelne von uns tun? Was erwartet uns? Was hab ich mir nicht alles an Infos reingezogen. So viel, dass ich mich plötzlich in einer Art Schockstarre befand. Stillgelegt. Die Gesellschaft. Die Arbeitswelt. Und ich. Kontaktbeschränkung. Soziale Distanz. Sie machten mir (und machen mir noch) zu schaffen. Sie muss sein, keine Frage. Aber sie tut nicht gut. Überhaupt nicht gut. In den Sozialen Netzwerken sah ich ständig fleißige, aktive und kreative Menschen. Ständig wanderte jemand und berichtete darüber. Nur ich war in die Untätigkeit versunken. So schien es mir zumindest. Noch nicht einmal Lust zum Wandern hatte ich.
Corona-Test
Nichts spielte mehr eine Rolle. Nur noch Leben. Überleben. Bloß nicht anstecken. Und dann kam der Schnupfen, in Kombination mit Hals- und Kopfschmerzen. Keine typischen Symptome. Aber was ist schon typisch in dieser komischen Viruszeit. Das war’s, dachte ich. In Gedanken sah ich mich schon im Klinikhemd auf dem Bauch am Beatmungsschlauch hängen. In Absprache mit meiner Hausärztin auf zum Corona-Test. Eine surreale Atmosphäre in der Teststation. Beklemmend irgendwie. Wahrscheinlich waren es die Leute in Schutzanzügen, die in mir den Eindruck hinterließen, eine Statistin in einem Science Fiction-Film zu sein. Eine Woche warten in freiwilliger Zurückgezogenheit. Ergebnis: negativ! Aufatmen. Für einen Moment habe ich mich geschämt dafür, dass ich (unbegründet) Angst hatte. Nun ja, das macht es halt mit mir, dieses Virus-Ding.
Zurück in die Aktivität
Doch, es gibt auch einen Weg heraus. Raus aus diesem Vakuum. Deswegen schreibe ich jetzt darüber. Vielleicht geht es manchen von euch ähnlich wie mir. Was mir fehlte war ein Plan. Da ich es nicht hinbekam, meine freie Zeit irgendwie in Aktivität oder Produktivität umzuwandeln, brauchte ich einen Fahrplan für die freien Tage. Doch zu allererst musste ich aus dieser Virus-Informationsglocke heraus. Das hieß: Nachrichtenpause und Informationsstopp, zumindest für einen definierten Zeitraum. Dann der Tagesplan, beginnend ab 8 Uhr mit Yoga, Frühstück, Haushaltskram usw. Ich habe für jede Stunde eine Aktion festgelegt. Sogar wandern stand auf dem Plan. Nicht zu fassen! Unangenehme Dinge morgens, schöne Dinge für nachmittags und abends. Bis heute ziehe ich das durch. Was soll ich sagen, es funktioniert. Sogar das Putzen macht mir nix mehr aus (und ich hasse putzen, es wiederholt sich ja ständig!). So simpel das Prinzip, so wirkungsvoll ist es. Und nun schäme ich mich wieder, dass ich mir eingestehen muss, einen Plan zu brauchen, wie ich meine freie Zeit ohne Blockaden nutzen kann. Tja, das macht es mir.
Hast du ähnliche Erfahrungen gemacht wie ich oder machst du sie immer noch? Fühlst du dich auch gefangen in der Virusblase? Lass uns darüber austauschen und uns gegenseitig helfen. Ich freue mich auf deinen Kommentar.

Nachdem ich wochenlang den Kontakt zur Natur verloren hatte, konnte ich in der Nähe von Bäumen wieder neue Energie schöpfen.

Es tat mir unheimlich gut, in die Natur zu flüchten, weg von allem was mich lähmte und blockierte. Es gelang mir, meine Gedanken zu fokussieren und mich neu auszurichten.
Hallo liebe Daniela,
ich kann mich da nur mit dir identifizieren – mir ging es genauso. Ich hatte so viel Zeit all meinen persönlichen Interessen nachzugehen, jedoch ging es mir einfach nicht gut. Ich fühlte mich so nutzlos und je weniger Aktivitäten ich betrieben habe, desto unmotivierter und schlapper wurde ich. Ich habe nur gehofft, dass dies bald ein Ende hat. Dass ich endlich wieder jeden Tag eine Beschäftigung habe, müde werde und gut schlafen kann! Unser Tourismus wurde leider stark in Mitleidenschaft gezogen von der Corona-Krise. Ich komme aus Österreich, genauer gesagt Tirol (Ischgl) und wir besitzen hier ein Hotel, welches im Winter geöffnet hat. Ich muss sagen, dass wir leider wirklich mit Konflikten zu kämpfen haben. Keiner weiß, wie es weiter gehen wird. Trotzdem finde ich, dass man den Kopf nie hängen lassen sollte und immer positiv denken sollte. Wenn du möchtest kannst du auch gerne einmal auf unserer Hotel-Website vorbeischauen – ich würde mich freuen! Hier der Link dazu: https://www.sulai.at/
Liebe Grüße aus Ischgl und alles Gute, Miri
Hallo liebe Miri,
herzlichen Dank für deinen Kommentar aus Österreich!
Während der Beschränkungen habe ich mit dem Tourismus gelitten, mit euch Hoteliers und Gastgebern. Es tat mir richtig im Herz weh, da ich doch viel mit dem Tourismus kooperiere. Alle meine Nebentätigkeiten waren auf Null und ich freue mich sehr, dass ich nun wieder meine Kooperationspartner in ihren Regionen treffen kann. Ich hoffe, dass es bei euch und bei uns allen bald wieder bergauf geht. Und du hast Recht: Den Kopf hängen lassen ist keine Option, es gib für alles eine Lösung.
Herzliche Grüße aus dem Pfälzerwald
Daniela
Liebe Daniela,
Danke für Deine offenen Worte, die ich sehr gut nachempfinden konnte. Für mich war die erste Zeit in der Krise auch ziemlich schwer. Besonders unter dem Homeoffice habe ich gelitten. Das klingt für einige jetzt vielleicht seltsam, aber ich war es einfach nicht gewohnt, von zu Hause aus zu arbeiten. Meine Wohnung ist nicht dafür eingerichtet und mir fehlte auch sofort der persönliche Kontakt zu den Kollegen. Außerdem war das seitens meines Arbeitgebers eine Hauruck-Aktion, es ging also von heute auf morgen ins Homeoffice (was ja auch gut war). Die ersten Tage verliefen chaotisch und wenig produktiv. Ich habe mich sehr unwohl gefühlt. Zum einen hat mich die Situation mit dem Virus als solche belastet, ständig neue Nachrichten und natürlich die Macht der Bilder. Zum anderen fühlte ich mich meinem Arbeitgeber verpflichtet, weiterhin einen guten Job zu machen. Ich gehe gerne zur Arbeit und hatte irgendwie ein schlechtes Gewissen. Geholfen hat mir dann auch ein Plan oder Tagesablauf. Mein Wecker klingelte wie sonst auch morgens. Ich habe geduscht, gefrühstückt und sogar recht bald auch Blusen oder ähnliche Outfits getragen, die ich sonst auch auf der Arbeit auch angezogen hätte. Das war ein Schlüssel und für mich der entscheidende Schritt ins Homeoffice. Telefongespräche klappten besser, ich konnte in Ruhe am PC arbeiten, habe auch meine Mittagspause gemacht und zum Schluss sogar über Zoom an einem Abteilungsmeeting teilgenommen. Mittlerweile kann ich wieder tageweise ins Büro und das fühlt sich gut an. Aber die Tage zu Hause klappen jetzt echt gut und auch allgemein ist das Schreckgespenst Virus ein wenig vergangen. Das zu meinen Erfahrungen…
Viele Grüße
Claudia
Liebe Claudia,
herzlichen Dank für deinen Kommentar.
Das, was du beschreibst, kommt mir sehr bekannt vor. Mittlerweile ist das alltägliche Leben wieder eingekehrt, viele Lockerungen erleichtern uns den Umgang mit der Pandemie. Dennoch, die Angst vor dem Virus und seinen Auswirkungen ist nach wie vor da. Das Ich-Verhalten vieler Menschen beunruhigt mich und ich vermisse die Solidarität, die zu Beginn herrschte. Es bleibt abzuwarten, welche „Lehren“ wir aus dieser Zeit mitnehmen, für uns im Einzelnen und für uns als Gesellschaft.
Viele Grüße
Daniela
Liebe Daniela.
Der Artikel spricht mir aus der Seel, und danke, dass Du ihn geschrieben hast.
Ich erlebe die Situation ganz ähnlich (nur ein Corona-Test ist mir zum Glück (noch) erspart geblieben). Als Solo-Selbstständige im Tourismus bin ich gerade mit der Überlebensfrage beschäftigt. Das frisst meine gesamte Energie, verursacht schlaflose Nächte und lässt mich zwar mit vielen Ideen, aber keinem konkreten Plan zurück. Was folgt, ist oft blinder Aktionsmus. Die Tage gehen so dahin, ohne dass ich in der Lage bin, eine Ziel, geschweige denn eine Vision zu formulieren. Dieser Zustand ist neu für mich, und nur schwer zu ertragen. Auch ich flüchte mich (wieder) in die Natur, hänge dort meinen Gedanken nach und versuche zu spüren, wo die Reise zukünftig für mich hingehen kann. Und das kann ich nur jedem raten. Geht raus, wenn die Probleme und Emotionen Euch überwältigen. Man muss es halt einfach machen, nicht lange fackeln, ab auf’s Rad oder in die Wanderschuhe und sich treiben lassen.
Was mir in dieser Zeit sehr hilft, ist der Kontakt zu Menschen, denen es ähnlich geht. Ich fühle mich dann nicht mehr so alleine. Daher bin ich total dankbar, dass Du dieses Thema hier angegangen bist. Ich mag es sehr, wie Du schreibst und genau das, was in mir rumort, ich aber nicht in Worte fassen kann, auf den Punkt bringst. Ich wünsche Dir, dass Energie und Zuversicht zurück kommen und Du mit dem Blog weiter machst (und hattest Du nicht auch mit dem Filmen begonnen?).
Ich habe einen Zettel über meinem Schreibtisch hängen: “Nach Regen kommt Sonne”. Damit kennen wir Wanderer uns doch aus, oder?
Euch da draußen alles Gute und bleibt gesund!
Liebe Judith,
vielen Dank für deine Offenheit und deinen ehrlichen Kommentar.
„Blinder Aktionismus“ trifft es sehr gut, das habe ich auch hinter mir. Mit dem Tourismus ist auch mein Nebenerwerb weggebrochen und hat meine ganzen Pläne für das Jahr zerhagelt. Das arbeitet in mir und ich weiß auch noch nicht, wie es nun weitergehen wird. Der Austausch mit Leuten, denen es ähnlich geht, ist wichtig für mich. Die Tagespläne helfen mir sehr, nicht in die Tatenlosigkeit zu versinken. Mittlerweile freue ich mich richtig auf die Aufgaben. Nur das Wandern, damit habe ich noch Probleme. Warum auch immer. Dafür habe ich meine Terrasse auf Vordermann gebracht.
Filme mache ich immer wieder mal, doch mein Anspruch ist da sehr hoch. Ich lasse mir Zeit damit. Derzeit ist ein Podcast in Arbeit, doch die notwendige Technik ist noch nicht vollständig. Du siehst, trotz allem bin ich aktiv und habe wieder Kreativität entwickelt. Es wird!
Liebe Grüße aus der Pfalz,
Daniela