Es gibt wahrhaft nette Menschen auf dem Weg

Heute führte mich die Pilgerwegmarkierung durch das schöne Jagsttal, über Felder und Wiesen, durch kurze Waldstrecken und kleine Dörfer. Heute Morgen gab es einen wundervollen Sonnenaufgang. Ich war gerade auf dem Weg zur alten St. Anna-Kapelle, kurz hinter Mulfingen, als die Sonne ihre Goldstrahlen auf den gefrorenen Morgentau warf. Diese Farben … das kann man gar nicht beschreiben. Vom Quellwasser der Kapelle soll man laut den unzähligen Überlieferungen geheilt werden. Ich mag solche Wundergeschichten. In der Kapelle durfte ich mir einen weiteren Stempel in meinen Pilgerpass drücken.

Eine Schreckminute gab es etwa nach 10 km. Der Pilgerweg führt durch die Kapelle „St. Wendel zum Stein“ hindurch. Dort angekommen stand ich vor verschlossener Tür. Rechts von mir der Bach, links Felsen – Endstation. Zum Glück fand ich heraus, dass der Weg auch oberhalb der Kapelle weiterging. Glück gehabt.

Eine nette Geschichte habe ich in Klepsau erlebt: Auf einer Kreuzung fragte ich eine alte Omi nach dem Weg zu einer weiteren St. Anna-Kapelle. Ich war doch glatt dran vorbeigelaufen und hätte ein ganzes Stück ZURÜCK laufen müssen. Ohne mich. Da schnappt mich die Omi und zieht mich mit auf ihren Hof. „Nehmen Sie doch ein Fahrrad und fahren Sie dahin. Das ist so hübsch dort!“ Ich, mit Sack und Pack auf das Damenrad und zurück zur Kapelle. Ich war DAS Ereignis im Dorf, eine Wanderin mit ’nem riesigen Rucksack auf’m Fahrrad. Nur irgendwie kam ich nicht so richtig vorwärts. Ich strampelte mir einen ab, bis ich feststellte, dass das Rad hinten einen Plattfuß hatte. Na, kein Wunder, dass ich kaum vorwärts kam. Da hatte die nette Omi das Rad wohl schon länger nicht benutzt. Völlig außer Atem und mit schweren Beinen erreichte ich die schnuckelige Kapelle. Da wurde mir richtig warm ums Herz. Danke, liebe fremde Omi!

Die vielen betonierten Wege machten mir und meinen Knochen heute zu schaffen. Deshalb habe ich in Altkrautheim in einer privaten Pension Station gemacht, damit sich meine Füße etwas erholen können. Das soll ja keine Tour der Leiden werden, sondern eine Tour der Besinnung. Und jetzt gehe ich erst mal was essen!

Was heut‘ vom Tage übrig bleibt:
1. Sonnenaufgang in Kombination mit Raureif ist traumhaft!
2. Es gibt viele nette Menschen da draußen!
3. Selbstüberschätzung ist beim Pilgern verboten!

Etappenverlauf:

Mulfingen – Ailringen – Hohebach – St. Wendel zum Stein – Dörzbach – Klepsau – Altkrautheim (17 km)

Mehr Informationen zu diesem Weg gibt es hier: Jakobsweg Rothenburg o.d.T. – Speyer