Was für’n Sauwetter!

Es war so schade, aber ich konnte die Etappe über den Bummkopf nicht zu Fuß erwandern. In der Nacht hatte es gestürmt und geregnet. Und es regnete immer noch. Die Wege waren matschig und teilweise nicht begehbar. Schon vor zwei Tagen hatte ich Probleme, den einen oder anderen Berg hochzukommen. In einer Matschlache bin ich einmal ausgerutscht und konnte mich grad noch auf den Beinen halten. Außerdem war es unglaublich anstrengend, durch glitschigen Matsch bergauf zu gehen. Das war enorm zeitraubend und machte mich grantlig. Daher war mir das einfach zu gewagt und ich beschloss, mit der Moselweinbahn die Strecke nach Traben-Trarbach zurückzulegen.

Zimmersuche

Angekommen am Bahnhof suchte ich mir zuerst mal ein Café, um gemütlich einen Kaffee zu trinken. Noch hatte ich keinen Plan, wie ich zu einer Unterkunft kommen sollte. Fragen schadet nix, dacht’ ich mir und sprach die Bedienung an. Prompt hatte sie eine Idee und verschwand für einen Moment. „Wie ist denn ihr Name?“ ruft sie aus dem Büro, „Ich hätte da ein Zimmer für Sie, privat, für 25 Euro“. Gebongt. Jetzt hatte ich ein kleines Zimmerchen in einem uralten Weingut (oder so was in der Art). Toilette auf’m Flur, Waschbecken neben dem Bett. Alles sehr einfach und sehr reduziert. Auf dem Jakobsweg habe ich immer wenig Ansprüche. Hauptsache ein sauberes Bett, etwas Wärme und eine Toilette in der Nähe.

Aufstieg zur Grevenburg

Da es noch früh am Tag war, ging ich meinem Bauchgefühl nach und wanderte hoch zur Grevenburg. Dort oben war ich vor ungefähr einem Jahr zum ersten Mal, im Rahmen der 24-Stunden-Bloggerwanderung von Bernkastel-Kues. Oben angekommen pfiff mir ein strenger Wind um die Ohren. War das kalt! Ich flüchtete mich in die Burgschenke und wärmte mich erst mal auf. Später erkundete ich die Burgruine, die auch bei dem ungemütlichen Wetter sehenswert war. Gemütlich machte ich mich ausgeglichen wieder auf den Weg runter in die Stadt.

Duschen antik

Zurück in meiner Unterkunft schnappte ich mir ein Handtuch und ging zur Dusche, quer über den Gang. Du liebe Zeit, was war das für ein altertümliches Bad. Ein wenig entsetzt war ich trotz akzeptierter Bescheidenheit nun doch. Geduscht bzw. abgebraust habe ich mich kniend in der Badewanne. Egal, Hauptsache frisches Wasser. Ein „antiker“ Fön lag bereit und ich war mir nicht sicher, ob ich ihm trauen sollte. Insgesamt fühlte ich mich in diesem Haus etwas unwohl. Keine Ahnung warum, aber es gruselte mich ein wenig.

Frühstücks(alb)traum

Das Frühstück am nächsten Morgen war ein Alptraum. Es war am Wohnzimmertisch für mich gedeckt. Auf der alten Couch nahm ich Platz, schaute erst auf die uralte Einrichtung und dann auf meinen Teller. Ach herrje, angetrocknete Essensreste. Okay, ich spürte, dass hier meine Grenze war. Aus Höflichkeit der alten Frau gegenüber habe ich ein wenig gegessen und mir ein Brötchen für die Wanderung gemacht. Essen konnte ich es später allerdings nicht. Der schmutzige Frühstücksteller hatte mein Kopfkino eingeschaltet und ich zog einen knurrenden Magen vor. Zum ersten Mal war ich erleichtert, eine Unterkunft hinter mir zu lassen.

Streckenverlauf der 4. Etappe mit Höhenprofil, GPS-Track und weiteren Infos:

Wegpunkte: Bullay – Marienburg (Jugendbildungsstätte des Bistums mit Kapelle) – Ruine Marienthaler Hof – Pfarrkirche St. Jakobus in Zell-Kaimt – Zell/Notenau – Aussichtspunkt „Beinter Kopf“ – Schöne Aussicht – Bummkopf – Enkirch – Rottenblick – Starkenburg – Ruine Grevenburg – Traben-Trarbach

Übernachtung: privat, in Traben-Trabbach (war ganz fürchterlich)