Rennsteig – von Oberhof nach Schmiedefeld

Ein Schuhtest, initiiert durch meinen Partner LOWA, führte mich Ende Februar in die frisch zugeschneite Ferienregion Oberhof, zu einem winterlichen Wanderurlaub am Rennsteig. Schnee über 5 cm Höhe ist ja für mich Pfälzerin schon Tiefschnee. Es lag deutlich über 20 Zentimeter Schnee, ideale Wetterbedingungen also, um Winterboots zu testen. Ein paar Etappen auf dem Rennsteig habe ich bereits 2016 erwandert. Nun war Etappe 5 an der Reihe, in zwei Teilen und nicht ganz bis Neustadt, sondern nur bis Schmiedefeld. Im Nachhinein bin ich froh, dass ich nicht die ganze Etappe gewandert bin, denn ohne Schneeschuhe wäre das eine Strapaze gewesen.

Von wie vielen Füßen mag der „Rynnestieg“ – wie der Rennsteig 1330 zum ersten Mal urkundlich genannt wurde – in seiner über 700-jährigen Geschichte beschritten worden sein? Damals war der älteste und bekannteste Höhenwanderweg Deutschlands ein Grenz-, Kurier- und Handelswegs, der den Thüringer Wald mit dem Schiefergebirge und dem nördlichen Frankenwald verband. Ein schnelles Vorankommen, sowohl bergauf als auch bergab hatte damals eine große Bedeutung – der Wortteil „Renn“ erklärt sich somit von selbst. 

Vom Verbindungsweg zum beliebten Wanderziel

Viele historische Grenzsteine zeugen heute noch von seiner Bedeutung als Grenz- und Verbindungsweg zwischen alten Handelsstraßen. Julius Plänckner war der erste, der den Rennsteig von Hörschel an der Werra bis nach Blankenstein an der Saale gewandert ist und ihn ausführlich beschrieben hat. So richtig bekannt als Wanderweg wurde der Rennsteig ab 1890, als August Trinius das Rennsteigbuch veröffentlichte. Von da an war der Höhenweg ein begehrtes Wanderziel. Und das hat sich bis heute nicht geändert.

Ein Ort mit Wintersporttradition

Der Wintersport hat in Oberhof Tradition und entsprechend werden das ganze Jahr hindurch fleißig sieben olympische Wintersportdisziplinen trainiert. Sowohl für Urlaubsgäste als auch für die Einheimischen ist die Nähe zu den Profisportlern etwas ganz Besonderes. Begegnung und Kommunikation findet auf Augenhöhe statt und das hat einen ganz eigenen Charme.

Auf einigen Streckenabschnitten des Rennsteigs sind nach Schneefall Loipen gezogen, die wir Wanderer nicht betreten sollen. So entsteht auf den Wegen ein rücksichtsvolles Miteinander, das mir gut gefallen hat. Überhaupt habe ich die Sporttreibenden auf den Loipen als sehr freundlich und hilfsbereit erlebt. Viele von ihnen hatten ein zufriedenes Lächeln auf dem Gesicht. Manchmal winkten mir auch Leute zu, wenn sie mich zum wiederholten Mal überholten oder ich sie. Das erste Mal in meinem Leben hatte ich Lust selbst einmal die Langlaufski anzuschnallen und ebenso geschmeidig die Loipen entlangzugleiten.

Schutzhütte am Stein 16
Wandern auf dem Rennsteig

Wanderurlaub am Rennsteig: Von Oberhof nach Schmücke

Wegpunkte: Ski-Arena Oberhof – Rennsteighaus/Grenzadler – Kutscherhütte – Stein 16 (Dietzel-Geba-Stein) – Forstarbeiterdenkmal – Rondell mit Obelisk – Schutzhütte „Sommerwiese“ – Schutzhütte „Suhler Ausspanne“ – Plänckners Aussicht auf dem Großen Beerberg – Schneekopf mit Aussichtsturm – Jägerstein – Teufelskanzel – Neue Gehlberger Hütte – Schmücke

Ab Oberhof führt der Rennsteig durch das UNESCO-Biosphärenreservat Thüringer Wald. Gestartet bin ich am Grenzadler bei den Sportstätten. Bereits nach kurzer Wanderzeit kam ich an der Kutscherhütte vorbei, die ich noch von meinem letzten Besuch kannte und die nun unter einer dicken Schneedecke begraben lag. Wie anders der Rennsteig im Schnee wirkte. Schwer beladen mit Schnee hingen die Äste der Fichten teilweise bis auf den Boden. Es kam mir vor, als ob die Bäume für mich Spalier standen auf meinem Weg in einen traumhaften Märchenwald.

Keine Spuren im Schnee

Zunächst führte mich die Wegmarkierung mit dem weißen R hinauf zum Großen Beerberg, dem höchsten Berg des Thüringer Waldes. Nach dem Schneefall war das eine echte Herausforderung, denn nicht immer verläuft der Rennsteig auf den präparierten und gut zu laufenden Loipenstrecken, sondern auch auf schmaleren Waldwegen und Pfaden. Neben der Loipe lief ich ganz gut, sofern ich nicht in die feste Schneedecke einbrach. Doch sobald ich auf einen schmalen Pfad abbiegen musste, wurde es anstrengend, denn hier war vor mir noch niemand unterwegs: keine Fußspuren, unberührter, fast kniehoher Schnee. Da musste ich durch und das auch noch bergauf. Nun denn, ich hatte neue Winterboots zum Testen an und nahm das Ganze gelassen sportlich.

Auf dem Beerberg angekommen sah ich … nichts. Leider. Die gesamte Bergkuppe war in Nebel gehüllt. Nix mit Fernsicht! So machte ich mich weiter auf den Weg Richtung Schneekopf, der zweithöchsten Erhebung des Thüringer Walds. Schritt für Schritt pflügte ich mich durch den tiefen Schnee. Als ich endlich abgekämpft und hungrig auf dem Gehlberg ankam und vor lauter Nebelsuppe kaum die Hand vor den Augen sah, verkroch ich mich erst einmal in der Gehlberger Hütte. Ein warmes Mittagessen war jetzt genau das Richtige.

Rodell am Forstarbeiterdenkmal
Wanderung durch Märchenwald
Aussichtsturm auf dem Schneekopf
Blick auf die Gehlberger Hütte

Sonnenglück auf dem Schneekopf

Etwa eine Stunde später schaffte es die Sonne, den Nebel zu vertreiben und die Wolkendecke zu öffnen. Blauer Himmel und Fernsicht – was für ein Glück! Ich eilte hinauf auf den Schneekopf und den gleichnamigen Aussichtsturm. Der atemberaubende Blick von dort oben, in alle Himmelsrichtungen, belohnte meine Schneestrapazen. Das war einfach großartig! Da ich unbedingt auch noch die sogenannte „Teufelskanzel“ sehen wollte, machte ich noch eine kleine Zusatzrunde um den Schneekopf. Doof war nur, dass der Weg dorthin auf einem schmalen, völlig zugeschneiten Pfad verlief. Für die etwa 800 Meter brauchte ich eine halbe Stunde! Hinzu kamen noch umgestürzte Bäume, die über dem Weg lagen und die ich irgendwie umgehen musste.

Auf diesem kurzen Stück wurde mir mal wieder bewusst, wie wichtig gutes Schuhwerk und vor allem Sohlen mit Grip sind. Ohne meine Winterstiefel wäre ich an der Kanzel nicht angekommen, denn es ging nicht nur durch tiefen Schnee sondern auch noch steil bergauf. Mein lieber Herr Gesangsverein, war das anstrengend. Aber es hat sich gelohnt! Als ich an der Teufelskanzel ankam offenbarte sich mir ein sensationeller Blick, fast bis nach Erfurt. Mit all den neuen Eindrücken machte ich mich schließlich zufrieden und glücklich auf den Weg zur Schmücke, dem ersten Ziel meines Wanderurlaubs am Rennsteig. Von dort fuhr ich mit dem Bus zurück nach Oberhof.

Rastplatz Oberhofblick
Fernblick nach Oberhof

Wanderurlaub am Rennsteig: Von Schmücke nach Schmiedefeld

Wegpunkte: Herbert-Roth-Gedenkstein – Mordfleck – Alte Tränke – Bierfleck – Bergaststätte „Liftbaude“ – Wintersportanlage Schmiedefeld – Gablenzbach – Schmiedefeld

Das Angenehme beim „Wandern ohne Gepäck“: Man hat nur seinen Tagesrucksack dabei und braucht sich überhaupt nicht um das Reisegepäck kümmern, es wird einfach zur nächsten Übernachtungsstätte gebracht. In meinem Fall wurde nicht nur das Gepäck transportiert, sondern auch ich, da ich ja am Vortag die Wanderung in Schmücke beendete. Also musste ich wieder dorthin zurück, um meine Rennsteigwanderung lückenlos wieder aufnehmen zu können. Und wie es der Zufall wollte, wurde ich von Sylvia Hamatschek, der Ortsbürgermeisterin von Vesser zum Startpunkt gebracht, die nebenbei mit ihrem Mann einen Shuttle Service betreibt. Auf der Fahrt zur Schmücke stellte sich im Gespräch heraus, dass Vesser eine Partnergemeinde vom Pfälzer Dörfchen Hergersweiler ist, keine 10 Kilometer von meinem Wohnort entfernt. Na, gibt’s denn so was?

Immer der Loipe nach

Von der Schmücke aus startete ich also meine zweite „Runst“ auf dem Rennsteig. Kaum war ich zurück auf dem Rennsteig, fühlte ich mich tiefenentspannt. Nebelverhangen wie am Vortag zeigte sich der Wald und ich wanderte immer schön dem vertrauten weißen R nach, ohne nachzudenken, einfach drauf los. Da ich wegen des hohen Schnees eh nicht schnell vorankam, genoss ich das Lustwandeln. Mal führte mich das R an der Loipe entlang, mal auf einem schmalen Weg durch dichten Wald. Es war wie in einem Märchenwald. Völlig entzückt trödelte ich neben der Loipe durch die Schneelandschaft.

Da der Schnee teilweise kniehoch lag, wurden die Wegabschnitte auf den Waldpfaden immer schwerer zu begehen. Die abzweigenden Wege waren stellenweise so zugeschneit, dass ich sie nicht mehr erkennen konnte. So geschah es, dass ich glatt an einer Wegkreuzung einen Abzweig zum Rennsteig übersah und aus Versehen eine Extrarunde um den Großen Finsterberg drehte. Dass ich verkehrt sein musste merkte ich daran, weil keine Schutzhütten am Wegesrand mehr kamen und ich auch das weiße R, das mir bislang so treu den Weg gewiesen hatte, nicht mehr sah.

Über den Skihang nach Schmiedefeld

Ich fragte ein paar dahingleitende Langläufer, die mir alle von den Pfaden abrieten und mich auf den kürzesten Weg zum Parkplatz Bierfleck lotsten. Der Gaststättenhinweis „Liftbaude 800 m“ weckte dort meine Neugier und meinen Magen. Ich überlegte nicht lange und kämpfte ich mich den steilen Berg hinauf zur gemütlichen Einkehr am Skihang, der heute zum ersten Mal in diesem Winter geöffnet hatte, wie man mir erzählte.

Gemütlich war es in der Berggaststätte, durch deren Fenster ich direkt auf die Piste schauen konnte. Ich unterhielt mich mit dem Gastwirt und erfuhr, dass der folgende Abschnitt zum Rennsteigbahnhof neben der Straße verlief und nicht präpariert war. Er legte mir nahe, neben dem Skihang hinab zu gehen. Einsichtig befolgte ich seinen Rat und stapfte über den Skihang den Berg hinunter, am Gablenzbach entlang nach Schmiedefeld, wo meine „Runst“ auf dem Rennsteig endete. Und wie bestellt bahnte sich die Sonne einen Weg durch den dicken Nebeldunst und bescherte mir noch ein paar schöne Thüringer Wintertraum-Momente.

Aussichtspunkt Teufelskanzel
Verzaubert vom Märchenwald
Mystischer Nebelwald

Wanderurlaub am Rennsteig: Mein Fazit

Der Thüringer Wald schenkte mir besondere Naturmomente. Im nebligen Märchenwald erlebte ich ein Wechselspiel der Natur. Es gab kurze Augenblicke der Himmelsöffnung und in Sekundenschnelle war der Nebel, der mich umgab weg. Ein paar Minuten später war alles wieder dunstig, undurchsichtig. Es war, als ob mir die Natur zuflüsterte: „Schau genau hin, nimm dir ein paar Minuten Zeit und du wirst sehen, was dir dieses Fleckchen Erde schenken kann“. Die freundlichen Menschen, die meine Wege kreuzten und mir halfen, wenn ich mich vergewissern wollte, dass ich auch dem richtigen Weg bin, haben mir Sicherheit gegeben. Ich wusste, mir wird geholfen werden, was auch immer geschehen mag. Das war eine sehr schöne Erfahrung.

Es gibt kein vergleichbares Mittelgebirge, das so viel (Kultur)Geschichte in sich birgt wie der Thüringer Wald. Hier einen mehrtägigen Wanderurlaub zu verbringen heißt auch, einen Ausflug in die Geschichte unseres Landes und unserer Kultur zu machen, sowie den Spuren großer Dichter und Denker zu folgen.

Meine Wanderung im tiefen Schnee war zwar fordernd, doch ich war nach jeder Tour positiv erschöpft und völlig tiefenentspannt. Die Kombination aus körperlicher Anstrengung, Waldenergie und Ruhe ausstrahlendem Schnee hat mich geerdet. Die Bodenhaftung, die mir in letzter Zeit etwas abhanden gekommen war hat mir der Rennsteig wiedergegeben. Es war für mich ein sehr schöner Wanderurlaub am Rennsteig, an den ich mich noch lange erinnern werde.

„Rennsteig“ Streckeninfo

  • Länge: 169 Kilometer Länge
  • Verlauf: Von bis auf dem Kamm des Thüringer Mittelgebirges.
  • Höhenmeter: zwischen 700 und 900 Höhenmeter
  • Höchster Punkt: Großer Beerberg, 960 Meter
  • Etappen: 10

„Rennsteig“ Etappen

  1. Hörschel – Hohe Sonne (14,3 km)
  2. Hohe Sonne – Grenzwiese (19,6 km)
  3. Grenzwiese – Ebertswiese (10,3 km)
  4. Ebertswiese – Oberhof (19,7 km)
  5. Oberhof – Neustadt am Rennsteig (25,4 km)
  6. Neustadt am Rennsteig – Masserberg (9,4 km)
  7. Masserberg – Neuhaus am Rennweg (19 km)
  8. Neuhaus am Rennweg – Steinbach am Wald (23,1 km)
  9. Steinbach am Wald – Grumbach (11,7 km)
  10. Grumbach – Blankenstein (17,1 km)

Übernachtung im Hotel Gastinger

Als ich im Hotel Gastinger ankam spürte ich sofort, dass es mir hier gefallen würde. Mein Zimmer hatte einen wundervollen Blick hinaus in die Natur und überhaupt: Das Zimmer war der Hammer! Personal, Abendessen und Frühstück waren spitzenklasse. Am liebsten hätte ich an meinen Wanderurlaub am Rennsteig ih noch ein paar Tage drangehängt. Auf jeden Fall war ich hier nicht zum letzten Mal!

Studio Falkenstein

Dieser Blogartikel entstand in Kooperation mit LOWA Sportschuhe und dem Regionalverbund Thüringer Wald und enthält Werbung. Meine Meinung und die Inhalte dieses Blogartikels wurden dadurch nicht beeinflusst.