Frühstück mit Katze
Ach du meine Güte, es hatte geschneit und es schneite immer noch. Aber darüber wollte ich mir erst nach dem Frühstück Gedanken machen. Mein Tisch war liebevoll gedeckt. Ein Strauß Tulpen lachte mich an. In der Küche lief Musik, meine Zimmervermieterin sang mit und frühstückte ebenfalls, mit der Katze, die auch am Tisch saß. Hach, war das schön.
„Tja, es ist halt Winter“, meinte der Herr des Hauses. „Ja, es ist Winter“, denke ich, „und es ist ganz wunderbar“. Die Mosel im Schnee. Ich freute mich drauf und nahm es, wie es kam.
Mosel-Camino im Schnee
Bis nach Klausen hatte es ununterbrochen geschneit. Und wie! Recht schnell führte der Pilgerweg von Monzel aus in den Wald hinein, wo mich eine völlig andere Welt erwartete. Alles war mit Schnee bedeckt. Nur Vogelgezwitscher und das Geräusch des fallenden Schnees – eine unvergessliche Atmosphäre. Hinter jeder Wegbiegung sah es anders aus: mal neblig, mal grün, mal moosig oder einfach nur weiß. Wie im Märchen. Der matschige Weg war mir völlig egal. Gut eingepackt marschierte ich durch eine winterliche Traumlandschaft und atmete ganz tief durch. Niemand sonst war unterwegs. Ich hatte den Wald und den Weg für mich ganz alleine.
Pilgerstempel in Klausen
In Klausen suchte ich den Pfarrer auf, der mir einen Stempel in meinen Pilgerpass drückte. „Sie sind in diesem Jahr die erste Pilgerin, die einen Stempel bekommt“, meinte er sichtlich erstaunt. Zugegeben, in diesem Moment war ich schon bissl stolz auf mich.
Endlich war auch mal eine Kirche offen. Andächtig betrat ich die Wallfahrtskirche Maria Heimsuchung (was für ein komischer Name). „Der Hochaltar mit Szenen aus der Passion Christi ist kunsthistorisch besonders wertvoll“, las ich in meinem Mosel-Camino-Führer. Überhaupt fand ich die Kirche sehr interessant. Da ich mich sowieso auf meinem Weg immer gerne in Kirchen und Kapellen aufhalte – dort drinnen ist es nämlich immer schön trocken, ruhig und einigermaßen warm – machte ich hier eine ausgedehnte Pause.
An der Wallfahrtskapelle trifft der Eifel-Camino auf den Mosel-Camino. Von dort an führen beide Wege gemeinsam nach Trier zum Grab des Apostels Matthias.
Schneeschmelze
Bergauf ging es für mich weiter Richtung Waldkapelle. Mittlerweile hatte es aufgehört zu schneien. Als ich mich dem Berggipfel näherte, kam langsam die Sonne zum Vorschein. Das Tal unter mir wurde mit einzelnen Sonnenstrahlen angeleuchtet. Überall waren helle Sonnentupfer. Fotografiert habe ich zwar, doch ob das so rüber kommt wie ich es gesehen habe bezweifle ich. Diesen Anblick habe ich gespeichert und nehme ihn mit. Von so etwas kann ich tagelang, wenn nicht wochenlang zehren.
Auf dem Weg ins Tal schmolz der ganze Schnee wieder weg. Von den Bäumen tropfte es und aus dem Winterwunderland wurde ein Regenwald. Die Sonne kam heraus und es glitzerte überall. Dunst stieg vom Boden auf. War das ein Anblick!
Auch wenn ich dreckig wie ein Spatz in Klüsserath ankam, mit Matschhosen und nassen Füßen, so war der heutige Tag für mich ein Sinnesrausch, den ich so schnell nicht wieder vergessen werde.
In Bernies Stübchen, der einzigen Kneipe in Klüsserath, habe ich was Kleines gegessen. Allmählich versammelten sich immer mehr Leute in der Kneipe, zum Fußballtucken, wie sich herausstellte. Mir war das nach meinem Wandertag alleine in der Natur zu viel Zivilisation auf einen Schlag. Daher machte ich mich auf den Weg in mein hübsches Zimmerchen, das ich innerhalb von 5 Minuten bekommen hatte und ruhte mich aus für die Etappe nach Scheich am nächsten Tag.
Streckenverlauf der 6. Etappe mit Höhenprofil, GPS-Track und weiteren Infos:
Wegpunkte: Schutzhütte Minheim – Neu-Minheim – Wallfahrtsstätte Klausen – Blasiuskapelle – Waldkapelle am Hansenberg – Klüsserather Schutzhütte – Klüsserath
Übernachtung: Gästezimmer Hildegard Lex, Mittelstr. 5, 54340 Klüsserath, 06507-4689
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