Gedanken zu meiner bevorstehenden Pilgerwanderung auf dem Mosel-Camino

Eines vorneweg: Ich bin weder eine gute Katholikin noch sehr religiös. Was aber nicht heißt, dass ich nicht glaube. An was, das weiß ich selbst noch nicht genau. Vielleicht gehe ich deswegen einmal im Jahr auf Pilgerschaft, um genau das herauszufinden: Woran glaube ich eigentlich? Mein Pilgern hat also schon einen spirituellen Hintergrund. Aber es dient auch dazu, meine Gedanken zu sortieren und mein Schaffen neu auszurichten. Im beruflichen Alltag bleibt mir nicht immer genügend Zeit, mein Handeln und Tun zu überdenken, zu bewerten und zu korrigieren. Auch dazu brauche ich diese Auszeit.

Pilgern im Jahr der Barmherzigkeit

Manche fahren dafür zwei Wochen in Urlaub, irgendwohin wo es schön warm ist, wo man die Seele baumeln lassen kann und einfach mal nichts tun muss. Es klingt vielleicht verrückt, aber das funktioniert bei mir nur, wenn ich alleine und vor allem im Wald unterwegs bin. Wie so eine kleine Waldpiratin kämpfe ich mich durch die Einsamkeit des Waldes, alleine mit mir, meinen Gedanken und Emotionen. Dies auszuhalten ist zu Beginn eine Herausforderung und am Ende eine Erlösung.
Vermutlich werden dieses Jahr mehr Pilger als sonst unterwegs sein, denn der Papst hat das Jahr 2016 zum „Heiligen Jahr“ ausgerufen. Was mir daran gefällt ist das Leitmotiv „Barmherzigkeit“, das dieses heilige Jahr begleitet. Da ich mich ohne Buchung von Unterkünften auf den Weg machen werde, bin ich sehr gespannt, inwieweit das Thema Barmherzigkeit auf meiner diesjährigen Pilgerwanderung eine Rolle spielen wird.

Der Mosel-Camino soll es dieses Mal sein

Bei der Auswahl der Wege lasse ich meinen Bauch entscheiden. Besonders angetan haben es mir die Hauptwege mit ihren besonderen historischen Stationen. Da ich noch Anfängerin bin, möchte ich auch erst ein paar Wege in Deutschland gehen, bevor ich die Strecke nach Spanien in Angriff nehme. So fällt meine Wahl dieses Mal auf den Mosel-Camino. Er führt von Koblenz-Stolzenfels nach Trier. Grob geschätzt sind etwa 180 Kilometer zurückzulegen und wenn ich das richtig gelesen habe über 4.000ungrad Höhenmeter. Ich schätze, dass ich etwa acht Tage unterwegs sein werde.

„Hast du keine Angst so alleine?“

Die häufigste Frage, die mir gestellt wird ist: „Hast du keine Angst so alleine?“ Nein, hab ich nicht. Wenn ich Angst hätte, würde ich nicht gehen. So einfach ist das. Ich habe mehr Respekt vor den unglaublich vielen Höhenmetern und vor dem Wetter, das mir meine Tour vermiesen könnte. Aber Angst? Nein, definitiv nicht. Morgen geht es los. Ich bin aufgeregt und voller Vorfreude auf das, was kommen mag.

Buen Camino!